Ehemaligenverein lädt Jürgen Krogmann zum 30.03.2022 ein

Heiko Bertelt, stellv. Vorsitzender des Ehemaligenvereins begrüßte Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann

Foto Wolfgang Friemerding


Ex-Gymnasiast als Oldenburger Oberbürgermeister erfolgreich
Die zehn Jahre am Gymnasium Damme hat der gebürtige Steinfelder Jürgen Krogmann bei „einer Ehrenrunde“ in guter Erinnerung. Nur das frühe Aufstehen und Busfahren habe ihn seinerzeit „immer genervt“. Nach dem Abitur 1984 sei er zum Studium der Germanistik, Geschichte und Politik nach Köln gegangen, später bestand er nach dem Wechsel zur Uni Oldenburg dort das 1. Staatsexamen für das Lehramt. Allerdings führte ihn ein Praktikum bei der „Nordwestzeitung“ und beim NDR dann in den Journalismus.
Sportberichterstattung war zunächst sein Schwerpunkt, doch seine Vielseitigkeit bewies er von 1989 bis 1993 als Hörfunkreporter und Moderator beim NDR. Danach sei er zum stellvertretenden Pressesprecher der Stadt Oldenburg berufen worden, ein „wirklich spannender“ Job, denn das habe ihm die Einarbeitung in alle relevanten Ressorts und Themen, eine Art „Universalbildung“ ermöglicht. Nachdem er dann zum Leiter des Presseressorts aufgestiegen war, sei er 2001-2006 einer der engsten Berater des Oberbürgermeisters Dietmar Schütz geworden. Eine Zwischenphase als Leiter des städtischen Referats Planungsinformation und Bürgerbeteiligung habe ihm schließlich 2008 die Kandidatur für den Niedersächsischen Landtag ermöglicht, wo Jürgen Krogmann anschließend 7 Jahre den Oldenburger Wahlkreis 63 vertreten durfte.
Diese Tätigkeit führte, wie er ausdrücklich betonte, zu „sehr guten Verbindungen zu verantwortlichen Persönlichkeiten aus allen Parteien“. Als dann 2014 die nächste OB-Wahl in Oldenburg anstand, sei er für die SPD angetreten und habe deutlich gegen den bisherigen Amtsinhaber gewonnen. Damit stand er an der Spitze von 300 Mitarbeitern der Stadtverwaltung, wodurch sich für ihn „jeden Tag neue Themen“ ergäben, mit denen er sich zu befassen habe. Manche davon beschäftigten ihn sehr lange, wie die Stadtentwicklung, die Digitalisierung und die Klimakrise. Diese führte zu einem wegweisenden Beschluss Oldenburgs, bis 2035 klimaneutral zu werden.
Dass er dann 2021 wiedergewählt wurde, schrieb er selbst seinem Vorgehen „nach Südoldenburger Art“ zu, das einerseits zielstrebig vorgehe, aber andererseits auf bürgernahe Arbeit größten Wert lege. Die Einbindung Betroffener, aber auch die Gründung von thematisch umrissenen Arbeitskreisen interessierter Bürger/innen mit versierten Projektentwicklern habe er sich zum Prinzip gemacht.
In der anschließenden Debatte fragte ein Schüler aus zwei anwesenden Politik-Leistungskursen nach Krogmanns „größter Herausforderung“. Das erläuterte er mit seiner Einbindung in 75 Gremien und dem Anspruch, immer gut vorbereitet zu sein, um dort effektive und fundierte Arbeit zu leisten. Die dafür nötige unerlässliche Informationsbeschaffung resultiere aus den Zuträgern seiner Amtsleiter, der Zeitungslektüre und einem umfangreichen Netzwerk mit fachkundigen Personen.
Die Zusammenarbeit im Stadtrat werde, so eine weitere Nachfrage, immer mehr von Partei-Programmen bestimmt, da weniger ortsteilbekannte Persönlichkeiten für den Rat kandidierten und die Ratssitze vorwiegend von neu Zugezogenen über den Listenplatz errungen würden. Die heutigen Ratsvertreter/innen seien weniger lokal verankert. Zum ehemals so beherrschenden Militärstandort Oldenburg äußerte sich Krogmann so, dass die Stadtpolitik das verbliebene Militär in ihrer aktuellen Rolle auf jeden Fall bestärke, dass sich aber mit der Umgestaltung großer Kasernenbereiche viel Planungsbedarf ergebe. Um die unerlässliche Bürgernähe zu gewährleisten, lasse er Gremien nach dem Zufallsprinzip mit repräsentativem Bevölkerungsquerschnitt auf freiwilliger Basis bilden, die „viel miteinander reden“ und nicht unmittelbar betroffen sind, damit „ihnen nicht der Blick fürs Ganze verloren geht“. Das habe sich bereits bei mehreren Projekten bewährt. Er selbst sei über verschiedene Medien ständig erreichbar, beantworte Fragen konsequent und rege immer wieder Workshops mit Interessengruppen an.
Als Ergebnis dieses Vorgehens kämen Erkenntnisse aus langjähriger Praxis, dass „der Preis der Demokratie die Mittelmäßigkeit“ sei, da sie nur „den Rahmen“ schaffe, um „das Zusammenleben zu gewährleisten“. Sie bringe „nicht automatisch die beste Lösung“, da man „zum Vorankommen immer Kompromisse machen“ müsse. Und bei einer Frage sehe er wie auch der Oldenburger Stadtrat, dass „Verkehrsfragen keine Gewinnerthemen seien, denn mit einer Seite kriegt man immer Ärger“.
Alles in allem stellte Jürgen Krogmann kraft seiner charismatischen Persönlichkeit unter Beweis, dass Politik ein höchst interessantes, spannendes und abwechslungsreiches Metier ist, das vielseitige und geschickt bürgernah vorgehende Menschen erfüllen kann. Der 1984er Abiturient des Gymnasiums Damme wirkte sehr authentisch, verblüffend ehrlich und bemühte sich hervorragend, auf alle gestellten Fragen – namentlich der Schüler/innen – ohne Umschweife einzugehen. Und das, so die Meinung vieler Ehemaliger, überzeugte die Zuhörerschaft.
Wolfgang Friemerding

 

https://www.om-online.de/politik/oldenburger-oberburgermeister-kehrt-zu-seinen-wurzeln-zuruck-118254